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Schöne Frauen

April 2, 2010

Rückblick:– Und jetzt erkundigte sich Ling: Sind Sie glücklich, dass Sie so jung geheiratet haben? Oh! sagte Natali. Ich bin überzeugt, es war das Beste, was ich bisher in meinem Leben getan habe. Wieder lächelte Ling. Natali war erstaunt über die Güte, die sie ausstrahlte.

Schöne Frauen – heiße Körper

Die Schönheit des Gesichts (das völlig ungeschminkt wirkte — aber Natali wusste, welche Sorgfalt, welche Geduld und wie viele Stunden sachkundiger Handhabung von Pinseln und Cremes es bedurft hatte, um mit solcher Vollkommenheit Natur vorzutäuschen) und alles, was durch ein Übermaß an Perfektion an ihr fast störend wirkte, war vergessen, sobald bei ihr die Heiterkeit durchbrach wie Sonne durch ein Buntglasfenster. Dann fühlte man sich nicht mehr versucht, zu sagen: Wie schön ist diese Frau!, sondern: Wie sympathisch sieht sie aus! Natali sagte sich jedoch lieber: Wie glücklich scheint sie zu sein! Da sie selber glücklich war, schien dieser Gedanke sie ihr näherzubringen. Das Unglück anderer jagte ihr immer solche Angst ein, dass sie unfähig war, jemanden ernsthaft zu lieben, der litt, siech, arm und unterdrückt war. Manchmal schämte sie sich dieser Eigenschaft, obwohl sie nicht Ausdruck von Herzenskälte, sondern von einer scheuen, fast quälenden Liebe zur Schönheit war. Während Vienna mit den Damen plauderte, wich Natali keinen Schritt von Myling Seite. Sie sprachen zwar nichts Wichtiges, aber sie hatten beide offensichtlichen Vergnügen aneinander. Natali hatte gar nichts dagegen, dass ihre kleine Freundin sie vernachlässigte. Als Andreas sie abholte, bedauerte sie es, schon aufbrechen zu müssen. Beim Abschied flüsterte ihr Vienna zu: Ich rufe dich an! Natali dachte zu spät daran, dass sie vergessen hatte, sich Myling Telefonnummer geben zu lassen. Sie war so betroffen darüber, dass sie unfähig war, auf die Fragen ihres Mannes zu antworten. Unerklärlicherweise fürchtete sich Natali davor, Susi wiederzusehen. Lieber verzichtete sie auf ihr morgendliches Schwimmen, als dass sie es riskieren wollte, mit ihr zusammenzutreffen. Sie hatte ihren Mann nach seiner Meinung über die junge Gräfin gefragt, und er hatte geantwortet, dass sie seiner Ansicht nach eine sehr schöne Frau sei, dass er ihre ungestüme Leidenschaftlichkeit und ihre bezwingende Natürlichkeit schätze. Ob er mit ihr geschlafen habe, wollte Natali wissen. Nein, wenn sich jedoch eine Gelegenheit dazu ergeben hätte, so hätte er nichts lieber getan. Natali, die sonst eigentlich eher stolz darauf war, wenn ihr Mann bei anderen Frauen Erfolg hatte, empfand diesmal — aller Logik zuwider – eine bohrende Eifersucht; zwar bemühte sie sich, Andreas nichts davon merken zu lassen, aber sie war den ganzen Tag über verstimmt.
Kurz nach diesem Gespräch ruft Susi bei ihr an und sagt, der Regen in den letzten beiden Tagen habe sie schon ganz stumpfsinnig gemacht, aber eben sei ihr eine geniale Idee gekommen. Sie wolle Natali das Squash-Spiel beibringen. Was das sei? Nun, eine Art Tennis, die man eben gerade dann spielen könne, wenn es regne, weil sie nicht im Freien gespielt werde. Natali wäre bestimmt begeistert davon. Schläger und Bälle bringe sie selbst mit; Natali brauche nichts weiter zu tun, als sich Shorts und ein Paar Leinenschuhe anzuziehen und sich in einer halben Stunde mit ihr im Club zu treffen. Die Gräfin hatte wieder eingehängt, ohne dass Natali Zeit gehabt hätte, sich eine Entschuldigung auszudenken. Dann aber sagte sie sich, dass dieser Sport, von dem sie noch nie etwas gehört hatte, vielleicht doch ganz amüsant sei, und sie machte sich bereitwillig fertig. Als sie sich im Club trafen, stellten die beiden Frauen fest, dass sie gleich angezogen waren: gelbe Baumwollpullover über schwarzen Shorts. Sie mussten beide lachen. Tragen Sie einen Büstenhalter? erkundigte sich Susi. Nie, erklärte Natali. Ich besitze gar keinen. Bravo, rief die andere begeistert aus, packte die verdutzte Natali mit beiden Händen um die Taille und hob sie ein paar Zentimeter hoch: dass Susi so kräftig war, hätte sie nicht gedacht. Diese verkündete: Glauben Sie kein Wort von diesem ganzen Geschwätz, dass man von Tennis und Reiten Hängebrüste bekäme, wenn man sich nicht in diese Zaubertüten schnürt. Ganz im Gegenteil, der Sport kräftigen die Brüste, und je mehr man ihnen zumutet, umso fester werden sie. Sehen Sie mich an. Mitten auf der erhöhten Terrasse, wo andere Spieler an ihnen vorbeikamen, hob sie ihren Pullover hoch, so dass nicht nur Natali diese Diana-Brüste bewundern konnte. Auf den ersten Blick kam ihr der Squash-Platz höchst simpel vor: ein Fußboden, vier Holzwände und ein Dach. Von der Galerie aus, von der sie ihn zuerst sah, glich er einer Grube. Über eine Leiter, die drehbar an der obersten Sprosse befestigt war und automatisch, durch Federn bewegt, an das Dach hochklappte, sobald sie nicht mehr belastet war, kletterten sie hinunter. Wollte man aus der Grube wieder hinaufsteigen, wurde sie mit einem Strick herabgezogen. Susi erklärte ihr, bei diesem Spiel käme es darauf an, mit einem langstieligen Schläger geringen Durchmessers abwechselnd einen Ball aus Hartgummi gegen die Wand zu schlagen.

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